TAG 2, 14. FEBRUAR 2011 - EIN TAG IN KATHMANDU

Durbar Square in Kathmandu

Was für ein aufregender Tag. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

 

Wir haben erst einmal ausgeschlafen. Da heißt, eigentlich bin ich um 07.00 Uhr aufgestanden, um zu duschen und mir die Haare zu fönen… Denn ab 08.00 Uhr sollte es keinen Strom und somit auch kein heißes Wasser mehr geben. Echt verrückt.

  

Dann haben wir aber noch mal bis halb zehn weiter geschlafen… und uns nach dem Frühstück auf Entdeckungstour gemacht. Zunächst durch das „Thamel“-Viertel, dieses Mal am Tag. Hier wimmelt es nur so von Shops. Und so hielt Manu ganz untypischerweise direkt an, um sich möglichst einem Nepali gleich zu kleiden. Wir waren in einem ganz kleinen Laden. Eigentlich nur fast ein unterirdischer Verschlag, in dem ich noch nicht einmal aufrecht stehen konnte. Eine Nepali verkaufte uns hier gleich zwei Hosen für Manu.

Namaste

Und dann liefen wir weiter durch das Getümmel in Richtung Durbar Square. Es gab so viel zu sehen. Solch eine Hektik auf den Straßen, Autos, Taxis, Motorräder, Fahrräder, Handkarren – und unzählige Menschen. Erst am Abend habe ich festgestellt, dass Manu und ich heute den ganzen Tag ganz wenig miteinander gesprochen haben. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, allen und jedem auszuweichen (darunter auch den zahlreichen auf die Straße spuckenden Männern UND Frauen) und zu staunen, was so um uns herum geschah.

  

Manu war dann gleich auch mal wieder mutig. Erkaufte etwas zum Essen bei einem Straßenverkäufer. Mal sehen wie und ob er das vertragen hat. Als Dank schiss ihm gleich eine der vielen Tauben auf den Kopf.

  

Dann kamen wir auf dem Durbar Square an. Und irgendwie war ich enttäuscht. Er sollte ja DAS Highlight Kathmandus sein. Hier, auf dem Platz vor dem Palast, fanden höfische und städtische Rituale statt. Noch bis 1908 war der alte Palast die Residenz der Könige. Und auch heute noch finden hier die wichtigsten Hindu-Feste statt. Aber ganz ehrlich fand ich alles, was ich zuvor gesehen hatte, viel spannender. Und so schlenderten wir noch ein wenig herum, ich holte mir auch meine Portion Taubenschiss ab und dann schauten wir uns das wirklich schöne Haus der „Kumari“ an. Die Kumari ist eine kleine lebende Göttin und ihr Tempel ist der höchste des Durbar Square und hat einen wirklich schönen Innenhof. Zu Mittag aßen wir dann hoch über dem angeschlossenen Basantapur Square zu Mittag. Von der Dachterrasse aus konnte man toll das Treiben unten beobachten… 

Bagmati Ghats

Weiter ging es durch die „Freak Street“ in ein Viertel, in das sich heutzutage nur wenige Touristen verirren. Einst war die Freak Street Treffpunkt aller Hippies auf dem Weg durch Asien. Damals war Jhocche der Treffpunkt der Szene. Der Verkauf von Marihuana und Hasch waren noch nicht verboten und die „Freaks“ hatten in der ganzen Stadt Narrenfreiheit. Heute findet hier wohl noch ein ganz anderes Leben statt. Überall wurden wir neugierig beäugt – und ganz häufig freundlich begrüßt.

 

Unser Weg führte uns weiter zu den Bagmati Ghats am Fluss. Was für eine stinkende Dreckbrühe. Und da soll es heilig sein, sich darin zu baden??? Dagegen ist Varanasi der reinste Luftkurort. Aber ich vermute, dass der Fluss aktuell aufgrund der Trockenzeit auch einfach kein Wasser hatte. Aber hier findet auch das richtige Leben statt. Eine ganze Reihen Baracken und Hütten waren entlang des Flusses und da es schon der später Nachmittag war, konnten wir das Leben der Menschen nach der Arbeit entdecken. Aber eins ist klar, hier wohnten keine reichen Menschen – und was passiert, wenn der jetzt ausgetrocknete Fluss beim Monsunregen wieder ansteigt, möchte ich mir gar nicht vorstellen.

 

An den Ghats sahen wir viele Familien mit Kindern und auch einige Sadhus, Menschen, die sich völlig ihrer hinduistischen Religion verschrieben haben. Wir machten Späße mit den Kindern und auch Photos, denn sie freuten sich, ihre Bilder zu sehen. Aber leider kannten auch sie schon das wichtigste englische Wort „money“. Nix wie weg. Das war das einzige Nervige. Die Leute wollen Dir alle etwas verkaufen oder ihre Dienste als Guide anbieten – und lassen nicht locker.

Namaste II

Von hier aus ging es dann weiter an die Pashupatinath Ghats. Dies ist Nepals heiligster hinduistischer Pilgerort, ein wahnsinniges Gewimmel aus unzähligen Tempeln, Statuen und Pilgern. Aber vor allem ist hier der Ort, an dem die Nepali ihre Toten verbrennen. Hier zu sterben und verbrannt zu werden, ist das höchste aller religiösen Verdienste und garantiere praktisch sofort die Befreiung aus dem Zyklus der Wiedergeburten. Eine bizarre Stimmung war das hier. Und auch wir haben – selbstverständlich aus der Ferne – bei einer solchen Zeremonie zugesehen. Beklemmend. Zumal eine Verbrennung nach der anderen stattfand.

 

Nach dem wir uns die abendliche Priesterzeremonie hier noch angesehen hatten, fuhren wir mit einem „Disco-Taxi“ zurück nach Thamel. Auch am Abend gab es wieder indisches Essen. Im „Third Eye Restaurant“. Lecker!!!

 

Das Wetter war übrigens sehr schön heute. Viel Sonne, blauer Himmel, aber nicht zu heiß. Einfach passend.

Und jetzt geht es ins Bett. Manu liegt neben mir und schläft schon….