TAG 8, 12. JANUAR 2012 - WAS FÜR EIN WUNDERBARER TAG !!!

In der Ramlat al Wahiba

Wetter: Sonne, 30°

 

Schon ganz früh bin ich heute Morgen aufgewacht – um 06.43 Uhr. Obwohl ich wirklich tief und fest geschlafen habe. Aber als die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen unserer Hütte kamen, war ich einfach zu neugierig und wollte unbedingt sehen, wie es denn draußen aussieht.

 

Und so testete ich zunächst noch einmal das Plumpsklo, an das ich mich mittlerweile wirklich gewöhnt habe. Und hatte dabei einen überraschenden Zaungast. Als ich nämlich die Toilettenkabine verließ, musste ich erstaunt feststellen, dass direkt neben mir ein Kamel stand, das sich an den Holzpfählen des Zaunes rund um das Camp rieb. Und mich ebenso neugierig beäugte, wie ich es auch anstarrte. Wirklich eine komische Begegnung so früh am Morgen.

 

Nach dem Frühstück, das wirklich hervorragend schmeckte, machte ich dann die Bekanntschaft mit weiteren Kamelen. Diese lagen vor dem Camp in der Sonne und warteten darauf, mit den anderen Gästen des Camps eine Tour zu unternehmen. Ich nutze aber diesen Moment der Ruhe, um mir die Kamele ganz aus der Nähe anzusehen. Zunächst aus einiger respektvoller Distanz – schließlich konnte ich ja nicht wissen, wie sie auf mich reagieren würden – dann wagte ich mich aber immer näher an sie heran. Und so kniete ich inmitten von getrockneter Kamelscheiße und studierte die wirklich lustigen Gesichter – die tatsächlich alle unterschiedlich aussehen.

Ganz viel Sand

Wobei man ja eigentlich Dromedar sagen muss. Denn das omanischen „Kamel“ hat nur einen Höcker. In diesem sammelt es Fett an, so dass es mehrere Tage ohne Nahrung leben kann. Den klimatischen Verhältnissen der Wüste ist das Kamel ideal angepasst. Selbst wenn die Temperaturen über 50 Grad ansteigen, braucht es nur jeden vierten Tag Wasser, ansonsten je nach körperlicher Anstrengung, nur alle 2 Wochen. Wenn es allerdings einmal trinkt, können es durchaus an die 200 Liter innerhalb von nur 15 Minuten sein. Im Notfall halten es Kamele bis zu 25 Tage ohne Wasser aus – sie lassen ihre Körpertemperatur auf 42° ansteigen und verhindern durch dieses „kontrollierte Fieber“ das Schwitzen und sparen Wasser.

 

Ganz besonders die Augen mit den langen Wimpern fand ich schön. Diese langen, dichten Wimpern sind aber nicht nur schön, sondern auch noch nützlich. Sie verhindern das Eindringen von Sand und Staub – so kann das Kamel auch bei Sandstürmen weiter wandern. Gewöhnlich legt ein Kamel selbst bei großer Hitze ohne Schwierigkeiten 30 – 50km pro Tag zurück.

 

Kamele sind aber nicht nur Überlebenskünstler der Wüstenregionen, sondern vor allem auch Nutztiere der Wüstenbewohner. Als Reit- und Lastentier ermöglichte es Mobilität und die Durchführung von langen Wanderungen, Handelskarawanen und Raubzügen. Der gesamte Lebensalltag der Beduinen war schon immer eng mit dem Kamel verknüpft. So wurde die Dauer von Reisen in „Kameltagen“ berechnet, und Gewichtseinheiten in Kamellasten angegeben. Kamelmilch war häufig die einzige Nahrung für Reisende. Der Dung stellte ein wertvolles Brennmaterial dar und die Wolle wurde zu strapazierfähigen Stoffen verarbeitet. Heutzutage ist der Besitz eines Kamels eher ein Statussymbol. Besonderen Wert hat hierbei die Zucht von Rennkamelen. Wobei der Preis eines solchen „Spielzeugs“ der Beduinen leicht den Preis eines Kleinwagens übersteigen kann. Auch Rashid, unser Freund der Campbesitzer, ist ein Anhänger dieses teuren Hobbies. Allerdings mit wenig Erfolg, wie er mit großem Bedauern versicherte….

Ganz schön steil!

Während ich mich dann auf eine Sanddüne setzte und das schöne Morgenlicht genoss – und geschätzte 100.000 Sanddünenfotos machte - wurde Manu indessen beim Frühstück von einem Gast einer amerikanisch / koreanischen Gruppe bearbeitet. Diese war uns schon am Vorabend suspekt gewesen – und wie sich herausstellte, hatten wir mit unseren Zweifeln Recht. Er fing an, Manu zu bequatschen, um ihn zu irgendeiner komischen Sekte zu bekehren. Und mein Manu, nett wie er ist, hörte sich das Ganze auch noch an. Ich wäre schon lange geflüchtet.

 

Als sich so langsam das Camp leerte - denn alle anderen hatten nur eine Übernachtung gebucht - war ich so glücklich, dass wir noch hierbleiben durften. Es wäre zu schade, nur solch eine kurze Zeit in der Wüste zu haben. Ich war wirklich froh, hier noch ein wenig mehr Zeit zu haben.

 

Und so starteten wir am späten Vormittag mit Sultan auf Dünensafari. Er fuhr mit seinem Pick-Up vorweg – und wir hinterher. Schließlich sollte Manu ja selbst fahren. Und das war ein Riesenspaß. Wir fuhren die Dünen rauf und runter. Wobei das „Runter“ teilweise ganz schön steil war. Und Manu beim „Rauf“ teilweise im Sand stecken blieb. Dann musste der arme Sultan jedes Mal aus seinem Jeep aussteigen, zu uns hinlaufen und uns aus dem Sand holen. Das passierte aber nur 3 oder 4 Mal und recht bald hatte Manu den Dreh raus und es echt prima gemacht – und ich glaube, das hat ihm auch richtig viel Spaß gemacht.

 

Überall entlang der Strecke trafen wir auf Kamele – darunter auch die Kamele Sultans, die dann selbstverständlich mit Datteln und Wasser begrüßt wurden. Das eigentlich Interessante ist aber, dass auch in der Wüste alle Kamele einen Eigentümer haben und sich eigentlich immer nur in einem bestimmten Bereich aufhalten sollten. Um das zu erreichen, werden den Kamelen die Vorderbeine zusammengebunden – denn so sind sie in ihrer Bewegungsfreiheit doch ganz schön eingeschränkt.

Zum Mittagessen suchte uns Sultan einen wunderschönen Picknickplatz ein einer Ebene unter einem Baum aus. Zunächst bereitete er den Teig für das Brot vor – während Manu fleißig Brennholz für das Lagerfeuer sammelte. Und ich den beiden entspannt zuschaute. Dann machte Sultan ein Lagerfeuer und buk das Brot, erhitzte den mitgebrachten Eintopf und den Kaffee auf der Glut, und dann aßen wir zu dritt auf unserer Matte (auf der wir mittlerweile Besuch von zahlreichen Ameisen erhalten hatten) mit den Fingern und genossen den Moment.

Nomadic Desert Camp

Es war alles so einfach. Und gleichzeitig so wunderschön. Das kann man gar nicht in Worte fassen.

Nach dem Mittagessen ruhten wir uns alle ein wenig aus. Sultan verrichtete zunächst seine Gebete und schlief dann im Schatten des Jeeps, ich schrieb an meinem Reisetagebuch und mein Manu war so begeistert, dass er tatsächlich zum Fotoapparat griff, um den Moment festzuhalten. Was bei ihm ja an ein Wunder grenzt. Es war einfach zu schön.

 

Danach ging es weiter durch die Dünen und wir hatten mächtig Spaß dabei! Und hielten dann noch einmal an einer Stelle, an der wir drei Mutterkamele mit ihren Babys beobachten konnten. Das jüngste davon war erst 5 Tage alt. Manu kam sogar in den Genuss, frisch gemolkene Kamelmilch zu probieren.

 

Zurück im Camp genossen wir erst einmal eine erfrischende Dusche, um den ganzen Sand abzuwaschen. Soweit das überhaupt möglich war. Denn der Sand ist so fein, dass er einfach überall drin ist…

Und dann stiegen wir zum Sonnenuntergang noch einmal auf die Düne.

Das Abendessen nahmen wir wieder mit Rashid ein, der und viele spannende Geschichten aus dem Leben einer Beduinenfamilie erzählte. Einfach wieder nett.

 

Und wie Manu richtig sagte, werden wir morgen ganz schön traurig sein, wenn wir hier wegfahren müssen. Das war wirklich einer der schönsten Tage meines Lebens. Weil alles gepasst hat. Ein wunderbarer Tag mit einem unvergesslichen Ausflug und einem sichtbar glücklichen Manu, der endlich sein Ziel erreicht hatte, einmal in die Wüste zu kommen. Einfach ein perfekter Tag.