TAG 5, 02. FEBRUAR 2009 - NOCH EIN TOLLER TAG IM COLCA CANOYN

Cabanaconde

Als ich heute Vormittag um 05.00 Uhr wach wurde, galt mein erster Blick den Bergen. Wie würde wohl das Wetter werden und bestand überhaupt die Möglichkeit, Kondore zu sehen? Würden wir wieder so viel Glück wie am Vortag mit dem Wetter haben?

 

Am Anfang sah es nicht sehr vielversprechend aus, denn die Berge waren komplett verhüllt. Aber wie schnell das Wetter hier wechseln kann, sollten wir im Laufe des Tages noch ein paar Mal erleben.

 

Schon kurz nach dem Frühstück hatten wir tollen blauen Himmel und es wurde richtig warm. Wir liefen noch einmal zur Plaza de Armas von Cabanaconde, um uns zum einen mit Getränken für den Tag einzudecken und, um zum anderen die Plaza noch einmal bei Sonnenschein zu erleben.

 

Dann fuhren wir los in Richtung Cruz del Condor. Und hatten auf einmal mitten auf der Strecke ein schönes Erlebnis. Ganz plötzlich stoppte Luis, unser Fahrer. Er hatte Kondore gesehen – 6 Stück. Die direkt über unseren Köpfen hinweg flogen. Wie schön. Ich fand das vor allem besonders toll, weil es einfach auf dem Weg war. Wo nur wir und nicht auch zahlreiche andere Touristen waren.

El Condor pasa

Kurz darauf fuhren wir weiter zum eigentlichen Aussichtspunkt – wo wir dann aber auf zahlreiche andere Touristen trafen. Komisch, nachdem wir in den letzten Tagen eigentlich nur am Flughafen andere Touristen gesehen hatten (jedenfalls in größeren Mengen), wirkte das schon irgendwie befremdlich. Aber auch hier hatten wir Glück – direkt vor unserer Nase saß ein Kondor auf dem Felsen, der kurz darauf seine Flüge ausbreitete und über unser aller Köpfe hinweg flog. Wirklich schön.

 

Was haben wir nicht für ein Glück auf dieser Tour. Erst das tolle Wetter, dann die netten Begegnungen und jetzt auch noch die Kondore. Ich war ja erst echt skeptisch, ob Peru in dieser Jahreszeit wirklich so ideal war – aber letztendlich haben wir alles richtig gemacht. Zumal als Veronica uns erzählte, dass in der Hochsaison bis zu 1.000 Personen am Cruz del Condor warten. Was für eine grauenhafte Vorstellung.

José und seine Mama

Kurz darauf wechselten wir auf die andere Seite des Rio Majes, um eine andere Route zurück zu nehmen. Hier hielten wir zunächst im Dorf Lari, um die dortige Kirche zu besichtigen. Dort trafen wir auf einen älteren Herrn, der uns voller Stolz durch „seine“ Kirche führte. Und als er von unserer Herkunft erfuhr stellte er fest, dass wir „de un otro mundo“ kommen.

 

Als wir die Kirche verließen, wartete ein kleiner Junge vor dem Eingang auf uns. Ich sprach ihn an, um seinen Namen zu erfahren: er hieß José und war 9 Jahre. Und so führten uns José und seine Mutter, die noch ein Baby in einem Tuch auf dem Rücken trug, stolz durch ihren kleinen Ort. Und José zeigte uns ganz begeistert eine Ameisenkolonie – deren Anwesenheit wohl Regen ankündigen sollte. Als Dank für seine Tätigkeit als Reiseführer schenkten wir José eines der Škoda Spielzeugautos, die wir extra für solche Momente mitgenommen hatten.

 

Lustig war auch eine Durchsage der örtlichen Polizeistation – da es in dem Ort nur ein einziges Telefon gibt, wurde den Bewohnern von Lari per Lautsprecher mitgeteilt wer gerade angerufen wurde. Und sich zur Annahme des Anrufs in die Polizeistation begeben sollte.

 

Von Lari aus fuhren wir weiter auf Schotterstraßen durch das Tal. Was für eine tolle Aussicht wieder einmal bei immer noch tollem Wetter. Warum ich das so hervorhebe? Weil es sich noch komplett ändern sollte.

Prozession in Ichupampa

Als nächstes hielten wir in dem Dorf Ichupampa, wo auch gerade eine Prozession zu Ehren der Virgen de Candelaria vorbereitet wurde. Und da der Gottesdienst schon angefangen hatte und die Prozession gleich im Anschluss stattfinden sollte, entschieden wir uns, kurz zu warten, um diese mitzuerleben. Und so setzten wir uns zum Warten auf die Plaza de Armas. Und wie immer hatten wir auch dieses Mal wieder schnell einen Kontakt zu den Dorfbewohnern. Darunter auch Lena, einem 3jährigen Mädchen, das gar nicht mehr von uns weg wollte. Besonders als nach der Messe Salven geschossen wurden, hing sie regelrecht an meinem Hals – und pinkelte vor Angst wohl auch gleich ein wenig auf meine Hose. Später setzte sie sich dann neben Jens auf eine Bank und hier war es das Gleiche. Sie klammerte sich regelrecht an ihn. Was für ein schönes Bild.

 

Als die Prozession dann endlich begann, fing es auf einmal ziemlich an zu regnen… Und so machten wir uns kurz darauf weiter auf unserem Weg. Wobei das bei dem immer stärker werdenden Regen ganz schön abenteuerlich war, denn der Zustand der „Straße“ war echt bedenklich. Aber Luis, der uns auch bisher prima gefahren hatte – auch wenn Jan schon mehrere Tode gestorben war, da er immer so nah am Rand fuhr – meisterte auch diese Aufgabe. Nicht seine letzte für den heutigen Tag.

Und dann kam der Schnee....

Nach dem Mittagessen beschlossen wir, dass es bei dem Wetter wohl mehr Sinn machen würde, weiter in Richtung Arequipa zu fahren und nicht mehr in Chivay zu bleiben. Und auf diesem Weg erwartete uns dann die große Überraschung. Kurz vor dem Pata Pampa Pass wurde aus dem Regen auf einmal Schnee – und ganz plötzlich fanden wir uns in einer schneeweißen Winterlandschaft wieder. Alles ganz weiß, dicke Schneeflocken und keine Spur mehr von dem sonnigen Sommerwetter am Vormittag. Wirklich Wahnsinn.

 

Ein verrückter, aber erneut sehr sehr schöner Tag. Und nachdem Luis mit Tempo 30 auf der schneebedeckten Straße fuhr, hielten wir alle die Luft an. Aber letztendlich sind wir dann gut in Arequipa angekommen. Wo wir nur kurz in der Nähe der Kathedrale essen waren und dann den Abend im Hotel ausklingen ließen.